Mittwoch, 28. April 2010

Tulpenroute 2010

Entgegen der allgemein verbreiteten Auffassung, die Tulpenfelder der Niederlande würden sich ausschließlich rund um den allseits bekannten Keukenhof befinden, gibt es noch ein weiteres Tulpenanbaugebiet im Flevoland, dem Nordoostpolder. Sicherlich ist dieses Gebiet nicht touristisch sondern eher landwirtschaftlich erschlossen, dennoch findet man auch hier pittoreske Städtchen, Grachten, Deiche, Schafe, Windräder und natürlich Tulpenfelder. Eher zufällig fand ich im Internet den Hinweis auf das Tulpenfestival 2010 Hintergrund meiner Recherche war die Suche nach offenen Gärten in den Niederlanden um ein Wochenende (17.-21.4.) "Gartengestaltungsnachhilfe" in dem für seine Gärten und Gärtner berühmten Land zu verbringen. Da neben der Tulpenroute durch die Anbaufelder auch vier, in dieser Zeit geöffnete Gärten auf dem Festivalprogramm standen und diese wiederum ganz verheißungsvoll aussahen, beschlossen drei Frauen (Schwester, Mutter und ich) eine Reise in unbekannte Gefilde.  Da die Niederlande ja bekanntlich nicht sehr groß ist, kann man bequem anreisen und schon mal die ein oder andere Perle der Gartenkunst mitnehmen. So besuchten wir den Garten des Paleis Het Loo in Appeldorn, eine barocke Gartenanlage mit  Lustschloss der mit unglaublichen Buchsbaumornamenten in Größenordnungen, allerlei Kulissenelementen- Springbrunnen, Skulpturen, eine Wasser sprudelnde Erdkugel... und diversen noch zaghaft wachsenden Pflänzchen aufwartete. Da ich ein Freund von Struktur und Ordnung bin, war ich natürlich erst einmal schwer beeindruckt von der Anlage. Allerdings haben die barocken Gartenanlagen mit ihren Achsen auch immer etwas "Mächtiges" an sich und man scheint als Mensch im übergroßen Raum keine Rolle zu spielen. Für mich Grund genug in den "Königinnengarten" unmittelbar links neben dem Schloss zu entschwinden, der wegen seiner Größe, Raumeinfassungen aus massiven Wänden  und dem Laubengang wesentlich angenehmer und proportionierter wirkt. Was muss das nur im Sommer für eine Pracht sein, wenn die Stauden, Einjährigen und Rosen in den Heckenzwischenräumen blühen.
Fazit des ersten Gartenbesuchs auf unserer Tour: Sehr schöne Anlage für alle "strukturierten" und vielleicht auch weniger strukturierten Menschen, Hut ab vor der Heerschar an Gärtnern die mit der Heckenschere bewaffnet den Garten in Ordnung halten "dürfen" und Danke für das phantastische Wetter das uns von nun an drei Tage lang begleiten sollte. Ein wunderbarer Auftakt.
Wenig später unsere Ankunft im Zielgebiet. In der Kleinstadt Lemmer hatten wir Zimmer in einem kleinen Hotel gebucht, das sich als sehr nett und angemessen, hinsichtlich des Preis -Leistungs-Verhältnisses, heraus stellte. Die Anfahrt gestaltete sich "farblos" nirgendwo war ein Tulpenfeld zu sehen, bis sich heraus stellte, dass die Tulpen noch nicht so weit waren, ein Desaster. Gut das die Sonne kräftig schien, als wolle sie uns nicht enttäuschen. Am nächsten Tag, juhu, blühende Tulpen!
Der eigentliche Plan war allerdings erst einmal Gärten anschauen, ich konnte es kaum erwarten, die Webseiten der Gärten versprachen Einiges. Ich sollte nicht enttäuscht werden, jeder der vier Gärten war einzigartig, in jedem der Gärten konnte man sich von der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten und Pflanzenarten überzeugen. Besonders schön zu dieser Jahreszeit, die hier in üppiger Zahl verwendeten Lenzrosen, Tulpen, Narzissen, die den Frühling einläuten.  Eine Quelle der Inspiration war für mich aber ohne Zweifel der "Pegasushof", eine Gartenanlage die mich natürlich insbesondere wegen der Ordnung der Gartenräume ansprach, wie Zimmer im Freien. Grundlage der Gestaltung sind Hecken in verschiedenen Höhen die, die einzelnen Gartenräume voneinander trennen. Die Raumgliederung basiert auf geometrischen Formen, die Wahl der Pflanzen scheint sparsam aber wirkungsvoll gewählt. Es gibt Farbthemen von Tulpe, Kaiserkrone und Co. Immer wieder Buchs als Hecke oder Kugel. Keine Zufälligkeiten, alles ist wohl überlegt und dennoch: Vielfalt, Raumerlebnis, Kreativität, ich war hin und weg, so ein schöner Garten! Wie der Inhaber mir erzählte war seine Frau, bevor der Garten entstand, oft in England um die Gärten dort zu studieren. Außerdem ist der Garten in seiner Gesamtheit, sozusagen auf dem Reißbrett geplant und dann umgesetzt worden. Erwähnenswert wäre noch der Rasen- grünstes Grün ohne Unkraut- und seine Rasenkanten, ich war sprachlos bei so viel Perfektion.
Bereits nach diesem Gartenerlebnis stand für mich fest, der Ausflug in die Niederlande hatte sich gelohnt. Unser nächstes Ziel war eher was für den naturnahen Gartenfreund, ein geschickt anleglegter Weg führte durch den ganzen Garten, man kam sich vor wie auf einer Wanderung durch eine Miniatur-Gartenlandschaft. (Pückler in klein...) Immer wieder andere Blickbeziehungen zum Teich mit Brücke, räumliche Vielfalt mit weiten und engen Gartenpartien. Da hier im Sommer offensichtlich überbordende Staudenvielfalt  herrscht, machte das zaghafte Grün jetzt im Frühjahr eher einen wilden Eindruck. Für Hostafreunde ist sicherlich der nächste Garten eine Reise wert. Um 300 verschiedene Funkiensorten stehen hier. Die Sammelleidenschaft ist hier an Hand der gut sortierten und beschrifteten Beete und Pflanzen, gut sichtbar und für mich als Freund dieser wunderschönen strukturbildenden Pflanze unbedingt nachvollziehbar. Neben den Hostas beherbergt der Garten noch eine hauseigene Staudenzucht. Hier kann man den ein oder anderen Nachkommen der im Garten befindlichen Mutterpflanzen erwerben. Ich bin jetzt um zwei Hosta reicher.  Schon am ersten Tag hatten wir den "De Tuinen van Lipkje Schat" besucht, ein ebenfalls sehr schöner Garten mit verschiedenen Gartenräumen, die jedoch in ihrem Charakter und der Bepflanzung sehr unterschiedlich sind.  Ich vermute, dass dieser Garten sich ähnlich entwickelt hat wie meiner, Schritt für Schritt. Auch hier gibt es Hecken als "Raumteiler" exakten Rasen, Staudenrabatten, viele Rosen und ein wunderschönes Frühlingsbeet. In allen Gärten wurde Wasser als fester Bestandteil der Gestaltung einbezogen. Vielleicht kann man wirklich sagen, dass die verschieden Gestaltungen der Gärten auch die Charaktere ihrer Inhaber widerspiegeln. Wir haben jedenfalls viele nette, aufgeschlossene Gartenfreunde mit einer gemeinsamen, bemerkenswerten Leidenschaft getroffen.
Zurück zu den Tulpenbeeten, mittlerweile sind einige Felder aufgeblüht, Zeit für die Fotosession. Tulpen so weit das Auge reicht, in Rot, Rosa, Lila, Gelb...

Das Tulpenfestival findet noch bis zum 2. Mai 2010 statt, wer Zeit hat sollte unbedingt hinfahren. Die Gärten sind dann erst wieder am12./13.Juni 2010 zum Tag der offenen Gartentür geöffnet.

Wieder zu Hause und im eigenen Garten angekommen, galt es erstmal einen kritischen Blick auf das eigene Gartenglück zu werfen. Naja zumindest war ich nicht mehr, wie sonst üblich, schockiert über den Anblick meines eigenen Gartenparadieses. Trotzdem musste sofort der Rasenmäher ran, aber mein Rasen sieht nach wie vor eher "durchwachsen" aus. Mir fehlt definitiv der Geheimtipp für das Gelingen niederländischer Rasenperfektion. 

Sonntag, 11. April 2010

Staudenfreude

Nach dem in den letzten drei Tagen schon diverse Internetbestellungen meiner bevorzugten Gärtnereien eingetroffen waren, gaben wir uns gestern zu Dritt "die Kante" und besuchten den zweimal jährlich statt findenden Staudenmarkt im Berliner Botanischen Garten. Durch die bereits vorhandene Unmenge an gelieferten Pflanzen, die geduldig auf die für heute Nachmittag geplante Einpflanzaktion warten, hatte ich mir vorgenommen, keinem ungeplanten Kaufrausch zu verfallen sondern eher mit Bedacht und festem Griff am Portemonnaie durchs Gelände zu streifen. Na ja, wie sich der mit dem Gartenvirus befallene Gleichgesinnte denken kann wurde daraus nichts,  zu groß war das Angebot an Pflänzchen die gekauft werden wollten. Meine ausgeprägte Schwäche für Taglilien in weiß und rosa-lila Tönen und Geranium sorgten dafür, dass nun doch die ein oder andere ungeplante Staude in unserem Kofferraum landete. Wir waren natürlich vorsorglich extra mit dem großen Wagen des Gatten angereist, der MINI hätte uns wohl in diesem Fall keine großen Dienste geleistet. Weitere meiner Jagdtrophäen waren eine Hosta, rosa farbendes Brandkraut, (Juhu, habe ich lange gesucht) und eine Buchsbaumschere für den Formschnitt meiner mittlerweile 13 Kugeln und der frisch gepflanzten Paradiesgartenhecke.
Manchmal fühlt man sich ja weit und breit allein auf weiter Flur mit seiner Gartenleidenschaft. Ich gebe zu, die harte Arbeit am Paradiesgärtlein hatte mir kurzzeitig auch die allgemein vorherrschende Freude genommen, aber der gestrige Tag zusammen mit gefühlten 10.000enden Gartenenthusiasten im Alter zwischen 40 und 80 (Habe festgestellt das der gemeine junge Mensch sich mehr für Kultur, oder/ und Autos, Party und Aktion interessiert und erst später , also ab ca. 38, die gärtnerische Ruhe als Therapieansatz gegen das aufregende Arbeitsleben braucht...Ausnahmen bestätigen die Regel.) hat mal wieder gezeigt, wie weit verbreitet das Hobby doch ist und wie sehr wir mit der Natur und ihrer Schönheit verbunden sind. Das Schöne am Staudenmarkt ist, dass hier viele Gärtnereien vertreten sind, die sich auf verschiedenen Pflanzen (Clematis, Taglilien, Geranium, Hosta, Kräuter....) spezialisiert haben und man somit gute Chanchen hat, auch mal etwas jenseits des üblichen Angebotes zu bekommen. Wenn dann noch das Pflanzentaxi (junge Leute mit Schubkarre, die einem die vielen Tüten zum Eingang auf den kostenlosen Pflanzenparkplatz transportieren) vorbei kommt und man somit immer die Hände frei hat, steht der Fülle von Neuerwerbungen nichts mehr im Wege. Nach 3 Stunden Pflanzenkauf, lecker Essen und "Kaltem Hund", bei Aprilwetter mit Regen und gelegentlichen Sonnenschein zogen wir zufrieden von dannen in der Aussicht auf den nächsten Staudenmarkt im September.

Sonntag, 4. April 2010

Mein kleiner Paradiesgarten II

Wieder ist eine Arbeitswoche vorbei und diesmal sozusagen als Geschenk für jeden Gärtner, steht das Osterfest ins Haus und mit ihm zwei zusätzliche, freie Tage zum Gärtnern nach Herzenslust. Mein Projekt der Paradiesgarten ist letzte Woche natürlich wieder zeitlich bedingt, ins Stocken geraten. Da ich mich aber mit ziemlicher Sicherheit auf meine Projektunterstützer verlassen kann, wurden die Beetfelder und der Splittweg dann am Karfreitag innerhalb von zwei Stunden gefüllt und ich war ziemlich zufrieden. Auf Grund eines Hinweises in Sachen Splittweg, war ich zwischenzeitlich etwas verunsichert, was die Wahl des Materials für die Wege anging. Meine Schwester schrieb, dass der Splitt sich schwer begehen lässt und die kleinen Splittteile (ich habe 3-5mm Körnung) bei Feuchtigkeit am Schuh kleben bleiben und man diese dann durch den ganzen Garten schleppt... Nun gut, der Hinweis kam zu spät, ich hatte schon bestellt. Nun liegt der Splitt in seinem "Bett". Wir haben ihn geharkt, verdichtet, verdichtet, verdichtet...eine sehr entspannende Tätigkeit, ich weiß jetzt, warum die Japaner Kiesgärten haben. Am Besten ich gehe in Zukunft jeden Tag vor und nach der Arbeit harken, zu Meditations- und Beruhigungszwecken. Sollte sich der Splitt tatsächlich als unpraktisch heraus stellen, werde ich mit einer zusätzlichen 3cm starken Brechsandschicht eine wassergebundene Decke bauen. Diese ist dann auf jeden Fall begeh- und (mit der Schubkarre) befahrbar.

Das Wegekreuz ...kein Apfelbaum, keine Rose... keine Tonne sondern nur der Platzhalter... für die Buchsbaumkugel

Ursprünglich hatte ich vor, um jedes der vier Beete eine Buchsbaumhecke zu pflanzen, allerdings bin ich zu geizig... so eine Menge Pflänzchen... Am Freitagabend dann, nach getaner Arbeit und bei genauester Betrachtung des Arbeitsergebnisses kam ich auf die heldenhafte Idee, die Buchsbaumhecke ganz nach Außen zu setzen. Das definiert die Eingangsbereiche, fasst den Paradiesgarten als Ganzes zusammen und grenzt sich damit deutlich vom Rest des Gartens ab. Und... es ist nicht so teuer, weil weniger laufende Meter Buchsbaum. Gesagt getan, als Frau der Tat fuhr ich morgens vor dem Aufstehen in den Baumarkt und machte den Mini auf gesamter Ladefläche mit 110 Stk. Minibuchs voll (6Stk/Meter). Dann ab in den Garten und noch einmal ein 30cm breites Beet ausgehoben und mit neuer Erde befüllt. Hört diese anstrengende Arbeit denn niemals auf? Vorteil der eigenen Handarbeit ist jedoch das Geld, das man dabei einsparen kann und der Stolz, der sich nach getaner Arbeit einstellt. Unser Arbeitseifer scheint auch die Pflanzen anzustecken, im Moment kann man täglich Veränderungen im Garten wahr nehmen und das schon fast rasante Erwachen der Natur betrachten. Ich freue mich auf den Vollfrühling, die Narzissen- und Tulpenblüte die nicht mehr lange auf sich warten lässt.

 und fertig ist das gute Stück...